Von Henning Wiechers
Gut Ding will Weile haben: Fast ein Vierteljahrhundert hat es gedauert, bis aus einem verfallenden Anwesen, das die Gemeinde Erlenbach erwarb, ein wahres architektonisches Schmuckstück wurde, das vielerlei Nutzungsmöglichkeiten bietet. 1990 gekauft, steht es seit Anfang 2012 in vollem Umfang als Dorfgemeinschaftshaus der Gemeinde im Dahner Felsenland zur Verfügung.
In zwei Bauabschnitten wurde das in Erlenbach sogenannte „Schuhfritzenhaus“ zum heutigen Dorfgemeinschaftshaus gemacht – je einen für den Wohn- und den Wirtschaftsteil des nach dem Typ des Quereinhauses errichteten Baus, dessen älteste Teile aus dem 18. Jahrhundert stammen. So verzeichnet es die Liste der Kulturdenkmäler. Seinen Namen hat es von seinem einstigen Bewohner, einem Schuhmacher namens Fritz, wie sich der heute 86-jährige in Bad Bergzabern lebende Fotograf Richard Stöbener erinnert, der in Erlenbach geboren wurde.1990 erwarb die Gemeinde das Haus. Sie hatte, um das bezahlen zu können, die benachbarte alte Schule verkauft, die sie seinerzeit aber noch für Ratssitzungen und weitere Gemeindeangelegenheiten nutzte. Erst zehn Jahre später war Baubeginn für den ersten Sanierungsabschnitt des „Schuhfritzenhauses“, der aus den ehemaligen Wohnräumen im zur Straße hin liegenden Hausteil unter anderem Sitzungssaal, Bürgermeisterzimmer, Vereinsraum und Küche werden ließ. Auch ein kleiner Verkaufsraum im Erdgeschoss wurde geschaffen, in dem heute eine Bäckerei vormittags ihre Produkte anbietet. Das kostete knapp 400.000 Mark, also rund 200.000 Euro heutiger Rechnung, die zu stemmen nur mit Unterstützung des Landes und der Daniel-Theysohn-Stiftung möglich war. Denn die 350-Einwohner-Gemeinde hatte immer klamme Kassen – und so wurden auch 70.000 Mark an Eigenleistungen mit eingeplant. Der damalige Ortsbürgermeister Bernd Arnold forderte die Erlenbacher Bürger auf, sich tatkräftig einzubringen. 2003 konnte dieser erste Projektteil abgeschlossen werden.
Bis zum zweiten Bauabschnitt vergingen noch einmal sechs Jahre. Da sich die Finanzlage der Gemeinde nicht besserte, mussten auch die Pläne modifiziert werden. Die „Rettung“ brachte ein „glücklicher Umstand“, wie Arnold es im Nachhinein formulierte: Das von der Bundesregierung 2009 aufgelegte „Konjunkturpaket II“, das die Folgen der Finanzkrise für die Wirtschaft mildern sollte, begünstigte das Projekt, und auch die Theysohn-Stiftung war wieder mit einem Zuschuss dabei.
Als Herzstück dieses zweiten Abschnitts wurde ein Bürger- und Festsaal geschaffen, dessen besonderer Reiz im Zusammenspiel moderner Glaselemente - die unter anderem das ehemalige Scheunentor nachbilden – und alter Sandsteinmauern liegt. Auch hierbei gab es etliche helfende Hände aus der Bürgerschaft, die dazu beitrugen, die Projektkosten im Rahmen zu halten. Nach der Nutzungspremiere bei der Kerwe im Herbst 2011 konnte glücklich im Januar 2012 Einweihung gefeiert werden. Die Kosten für den zweiten Bauabschnitt hatten noch einmal eine gute halbe Million Euro betragen.
Unbestritten als architektonisches Kleinod geschätzt, ist das Haus inzwischen regelmäßig Stätte örtlicher Feste und Vereinsveranstaltungen. Auch für private Feiern kann der Saal, dem ein Theken- und Ausgabebereich angegliedert ist, genutzt werden. Die vorhandene Ausstattung mit Tischen, Stühlen und Gedecken erlaubt, mehr als 100 Gäste zu bewirten.
Die Verschönerung des Ortskerns geht aber noch weiter, kündigt der jetzige Bürgermeister Dirk Eichberger das nächste Vorhaben an: die Neugestaltung des Außengeländes vor dem Dorfgemeinschaftshaus in Kombination mit dem Neubau des Feuerwehrhauses dahinter. Dieses Projekt, das gerade angelaufen ist und wofür man auch wieder mit fleißigen Helfern aus der Bürgerschaft rechnet, beschert Erlenbach den „Hans-Trapp-Platz“, der weitere Möglichkeiten zur Begegnung in Geselligkeit bieten soll.
Nach langer Vorplanung und einigem Bangen um die Finanzierung wurde im Januar 2012 das Erlenbacher Dorfgemeinschaftshaus eingeweiht. Das unter Denkmalschutz stehenden „Schuhfritzenhauses“ im Dorfzentrum, ein im Orignalzustand erhaltenes Fachwerkanwesen mit Scheunenanbau, dessen Name an seinen letzten Besitzer erinnert, konnte dank großzügiger finanzieller Unterstützung des Landes Rheinland-Pfalz und der in der Region segensreich wirkenden Daniel-Theysohn-Stiftung zu einem vielfältig nutzbaren Gebäude für die Dorfgemeinschaft umgebaut werden. Zur Bauvollendung haben auch zahlreiche weitere Sponsoren aus der Region einen Beitrag geleistet. In diesem Haus stehen jetzt den Vereinen, aber auch anderen Gruppen in Erlenbach verschiedene Räumlichkeiten für Veranstaltungen und Feste aller Art in zentraler Lage zur Verfügung. So gibt es einen Sitzungssaal, einen Proberaum für den Singkreis am Berwartstein und ein Büro für den Ortsbürgermeister. Der große zentrale Festsaal, zu dem ehemalige aus Sandstein gemauerte Scheune umgebaut wurde, bietet Möglichkeiten zur Ausübung von Hallensportarten ebenso wie für Feste und kulturelle Veranstaltungen. Die integrierte Küche lässt auch eine Nutzung für private Feierlichkeiten zu.
Auch die Bäckereifiliale, die in einem von außen zugänglichen Raum des Hauses eingerichtet wurde und jeden Vormittag frische Backwaren anbietet, trägt zur Verbesserung der Infrastruktur bei.